¿Quién diablos es LIM?

27. Spieltag, gespielt am Samstag, dem 02.03.2024. Dieser Spieltag wird sicher in jedem Saisonrückblick der LaLiga zu sehen sein. Im Stadion Mestalla zu Valencia trafen an einem regnerisch-windig-kühlen Märzabend (Spielbeginn 21 Uhr) FC Valencia auf Real Madrid. Die Ausgangslage vor der Partie: Valencia mit 37 Punkten auf Platz 8. San Sebastian auf dem Conference League Platz 7 mit 40 Punkten. Valencia hat ein Spiel noch gegen den Tabellen 17. Granada nachzutragen, welches wegen einer Brandkatastrophe eine Woche davor in Valencia abgesagt wurde. Vor dem Match gegen Real wurde den Toten gedacht und die Helden des Einsatzes, bei dem auch viele Menschen gerettet werden konnten, geehrt. Real hingegen ist Erster in der LaLiga. Mit 66 Punkte konnte man sich auch schon einen komfortablen Vorsprung auf den ersten Verfolger Girona (lange die Überraschungsmannschaft dieser Saison) rausschießen. Somit war die Favoritenrolle geklärt: die lag beim Team von Carlo Ancelotti.

Nachdem die Verpflegung beim ersten Spiel eher flüssig ausfiel, schlugen wir uns in Richtung Stadion durch und genehmigten uns Burgers und patatas fritas y patatas trufatas. Das tat auch dringend Not, letztes (köriges) Essen hatten wir uns am Abend davor einverleibt (nach einer sehr intensiven Nacht und dem eher leidvollen Morgen/Vormittag/Mittag/Nachmittag). Schon von der Weite erkannte man das ehrwürdige Mestalla. Steil aufragende Tribünen, mitten im Wohnviertel. Zufahrtsstraßen eng, kleine Plätze an denen sich kleiner Gruppen sammelten um den kurzen Weg zum Stadion weiter zu gehen. Rund um das Stadion eine doch sehr große Anzahl von Bars, Tavernen, Restaurants, die zum Verweilen einluden.

Ich hatte schon gehört, dass der Oberrang des Mestalla Stadion nix für Höhenängstliche ist. Ich erahnte es erstmals, als wir aus dem Kreisel (ähnlich wie San Siro/Guiseppe Meazza) stiegen und uns der Wind um die Ohren pfiff. Von dort sahen wir aber erst unseren Gipfel. Die Plätze bezogen wir nach einem weiteren Aufstieg in der zweitobersten Reihe. Und fürwahr: nix für Höhenängstliche. Doch wie in den Alpen entschädigt der Blick, das Gefühl, für alle Strapazen.

Schon vor Matchbeginn fielen uns die vielen, gelben Fahnen auf, mit dem Schriftzug „LIM go home“. Es dauerte, bis wir herausfanden, was damit gemeint war. Dazu später mehr. Von Anfang an fiel auf, dass Vini Jr. bei den Valencianos nicht sehr beliebt war. Schon beim Aufwärmen wurde jeder Ballkontakt mit einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Grund war, dass Vini Jr offiziell sich nach dem letzten Spiel in Valencia offiziell und energisch über den offenen Rassismus gegen ihn in Valencia beschwert hatte. Mehr noch, er warf den Ligaverantwortlichen Untätigkeit vor, was in ein Social-Media-Scharmützel zwischen dem Ligaboss Javier Tebas und Vini Jr. mündete. Spoiler an der Stelle: es passierte nix – keine Untersuchung, keine Strafe, business as usual. Es war also alles für ein heißes Spiel an dem so bitterkalten Abend gerichtet.

Und die Partie hielt alles, was man sich davon versprochen hatte. Temporeicher Beginn von Real, Nadelstiche von Valencia. Doch dann kam es knüppeldick für Real: Doppelschlag von Valencia in min27 (Hugo Duro hielt den Kopf in einen Schuss) und min30 (Yaremtschuk umkurvte seinen ukrainischen Landsmann Lunin [nach katastrophalen Pass von Daniel Carvajal]) zur schnellen 2:0 Führung. Mit Halbzeitpfiff, aus dem nix der Anschlusstreffer für Real. Vini Jr. drückte den Ball über die Line. Ausgerechnet Vini Jr. Das Stadion explodierte. Der Treffer kann als sehr überraschend angesehen werden, weil Real bis dahin kaum Chancen hatte und ehrlich gesagt, schlecht spielte! Trotz des Anschlusstreffers schien die Messe gelesen. Und angesichts des immer schlechteren Wetters (zunehmender Wind, abnehmender Temperatur, einsetzender Regen [dachlos]) sehnten sich der eine oder andere schon an eine warme Posada. Und die, die gingen wohnen nun neben jenen, die 2005 beim CL-Finale Liverpool vs Milan zur Halbzeit zum Flughafen fuhren, damit sie die letzte Maschine erreichten.

Ich kann nur mutmaßen was Ancelotti den Spielern von Real in der Halbzeit erzählte, aber es kam eine andere Realmannschaft aufs Feld. Präsenz, Zweikampfstärke, Passgenauigkeit, Spielwitz, Finessè – war plötzlich alles wieder da. Valencia wurde in die eigene Hälfte bedrückt. War chancenlos. In der 76min war es wieder Vini Jr – der einen Doppelpackschnürte und mit einer Silencio-Geste als Torjubel nun auch den letzten Valenciano endgültig gegen sich aufbrachte. 2:2 und das war erst das Intro für eine vogelwilde Schlussphase.

Nach einer schweren Verletzung von Diakite (Valencia; Totalschaden, bangt aktuell um den Fortbestand der aktiven Karriere!) kommt es zu einer fast 10min Überspielzeit. Auf einmal besannen sich beide Mannschaft auf Offensive, öffneten das Visier und gingen all-in. In der hatten gezählt Real 4 und Valencia 6 (unter anderem ein vom VAR zurückgenommener 11er für Valencia) tolle Tormöglichkeiten. Einen tollen Schuss von Peter (Leihgabe von Real) hätte fast das erlösende 3:2 für Valencia bedeutet (und ehrlich, wir hatten den Hammer auch schon einschlagen gesehen). Dann die letzte Minute: Ecke für Real, getreten von Modric wird von Marmardashdavili zur Outline geklärt, aber von Carvajal erobert und zurück in den Strafraum geflankt. Bellingham steigt am höchsten und köpft den Ball ins Tor. Stille im Stadion – doch an der Reaktion der Realspieler unmittelbar nach dieser Aktion wusste man, dass etwas komisch ist. Der Schiri hat bei der Flanke (jedenfalls vor dem Kopfball von Bellingham, wahrscheinlich als der Ball in der Luft war) A B G E P F I F F E N! WTF! Als es amtlich wurde, dass es nicht zählt, es beim 2:2 bleibt, flippte das Mestalle komplett aus! Was ein Spiel – was ein wildes Ende.

Nun bleibt noch der Titel des Beitrags aufzulösen. Peter LIM, Geschäftsmann aus Singapur hat im Jahr 2013 die Mehrheitsanteile des damals vor dem Konkurs stehenden FC Valenica gekauft. Versprochen wurde viel. Ruhmreiche (vergangene) Zeiten heraufbeschworen. Was kam war eine Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen und Misserfolgen welchen Valencia nun neuerlich an den Rand des Ruins trieb. Auch das man im Mestalla spielt und nicht im Nou Mestalla (dessen Bauruine wie ein Mahnmahl des Fussball-Investorentums in der Stadt weithin erkennbar ist), ist auf diese Situation zurückzuführen. Die Frage ist, weil lang es sich der milliardenschwere Peter Lim das noch antut. Die Befürchtung ist, dass mit dem Wegfall des Investors die Lichter im Mestalla ausgehen werden. Eine Episode mehr, die zeigt, warum man im Fußball eine Investorenstruktur jedenfalls verhindern muss. -CONTRO IL CALCIO MODERNO-

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